# 004 / rated D
Voll Verdienst
In lieblicher Bläue blühet mit dem metallenen Dache
der Kirchthurm. Den umschwebet Geschrey der Schwalben,
den umgiebt die rührendste Bläue. Die Sonne gehet hoch
darüber und färbet das Blech, im Winde aber oben stille
krähet die Fahne. Wenn einer unter der Glocke dann herabgeht,
jene Treppen, ein stilles Leben ist es, weil, wenn abgesondert
so sehr die Gestalt ist, die Bildsamkeit herauskommt dann
des Menschen. Die Fenster, daraus die Glocken tönen, sind
wie Thore an Schönheit. Nämlich, weil noch der Natur nach
sind die Thore, haben diese die Aehnlichkeit von Bäumen
des Walds. Reinheit aber ist auch Schönheit. Innen aus
Verschiedenem entsteht ein ernster Geist. So sehr einfältig
aber die Bilder, so sehr heilig sind die, daß man wirklich oft
fürchtet, die zu beschreiben. Die Himmlischen aber, die immer
gut sind, alles zumal, wie Reiche, haben diese, Tugend und
Freude. Der Mensch darf das nachahmen. Darf, wenn lauter
Mühe das Leben, ein Mensch aufschauen und sagen: so will ich
auch seyn? Ja. So lange die Freundlichkeit noch am Herzen,
die Reine, dauert, misset nicht unglücklich der Mensch
sich mit der Gottheit. Ist unbekannt Gott? Ist er offenbar
wie der Himmel? dieses glaub’ ich eher. Des Menschen Maaß
ist’s. Voll Verdienst, doch dichterisch, wohnet der Mensch
auf dieser Erde. Doch reiner ist nicht der Schatten der Nacht
mit den Sternen, wenn ich so sagen könnte, als der Mensch,
der heißet ein Bild der Gottheit.
Aus: Hölderlin, Friedrich: In lieblicher Bläue. In: Frankfurter Ausgabe. Hrg. v. D. E. Sattler. Bd. 8, Stroemfeld, Frankfurt am Main/Basel 2000, S. 1011.
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Voll Verdienst Follow the line the same Leave in disgrace with You cannot know What she will say or do
Aus: Poems, BloodaxeBooks, 2005, S. 34-36. |
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Voll Verdienst* Folge der Zeile daselbst Nemlich gar ungnädig lässt Und keiner vermag es Was aber sie tut oder sagt
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*Im Original deutsch, wohl Hölderlin, vielleicht aber auch Waiblinger, jedenfalls aus dem Fragment In lieblicher Bläue (siehe oben). Wohnung und Vollverdienst (Full income instead of full employment), auch eine Frage des Grundeinkommens.
Voll Verdienst (le pauvre H)
Ja. So lange die Freundlichkeit noch am Herzen, die Reine,
So long, Freunde, wir gehn jetzt
weiter ins Reine. Ja: Sohn Laios
in gefärbtem Blech und als Raser
mit einer ganzen Autobahn an Sünden,
angesparte Herzen, im Brumaire zu Paaren
gebündelt und gleich ins Feuer damit
dauert, misset nicht unglücklich der Mensch sich
Miss Drawert ist als Oma noch ein Menschenkind.
Nimm den Dienst an einem staubigen Bett als
Stolperstück über jede Stufe einer
unnützen Landschaft. Ich weiss nicht warum
du dich bedauerst. Das Unglück ist ein Muskel
mit der Gottheit.
mittlere Gotik, dieses Meistermass
am Fenster. Dahinter ein Jesu-
salem, aus toten Sprachen gemacht.
Der Gott ist zweiundzwanzig Zentimeter
lang, man kann ihn schrauben,
nicht dübeln, der Teufel sei davor
Ihn (beide) heute nicht mehr zu verbieten,
dafür die Stadt bei den Ohren nehmen
Ist unbekannt Gott? Ist er offenbar wie die Himmel?
und einmal alle Tore durchgezwiebelt.
Man raucht Zigaretten aus Erde mit
Himbeergeschmack. Und alles
in Abkürzungen von unbekanntem
Filigran. Der Sohn des Korns
ist diesmal kein Laios sondern Fibonacci.
Nun, das schmeckt halt nach meinem
gutmütigen Atem und man sät es
in Wut, damit eine dumme Pflanze wächst,
gedüngt mit Stimmen schlängelt sie
sich nach oben, bis sie an den Himmel
kratzt. Im Kino
dieses glaub’ ich eher. Des Menschen Maaß ist’s.
und Männchen machen für eine Prise
Glaubersalz, für Herrn Ferz und
seine Maastrichter Gesellen. Don Negrito,
eher mittelfristig was zu fressen, aber
es wird schon. Man hat Papiere,
im Himmel stimmts, wenn und wenn.
Sonst glaube man das Gleichheitszeichen
und setze überall Uhuru Uhuru,
besonders vor ein gebacken
Ishtar-Tor. Der wüste König
Ödipus
Voll Verdienst, doch dichterisch,
der Ich, der Ich, der diente paarmal in 3-D.
Das volle Rohr war bei ihm
weit draußen angebracht, er bedeckte es
mit Zetteln. Seinerzeit?
Ja. Später dann korrekt, mit Docht
und allem
wohnet der Mensch auf dieser Erde. Doch reiner
doch da es immer reiner und dichter wird
auf diesen Kerlen, kriegt man kaum
die Seife auseinander. Faustgroße Flöhe,
die Erde fressen und Menschen aus Lehm,
aus Grütze, geformt von einem Turm. »Bei
den Pyrmiden von Malpighi ...« Schlag ein,
hier die Behausung von Holder,
zwischen den Beinen fließt was,
ein Neckar, hervor.
qed
ist nicht der Schatten der Nacht mit den Sternen,
und auch so ein Nackter, ein Neckar-Schotte zerfällt
in eine helle und eine dunkle Kontur. Die Formen
verschmelzen nachts mit dem Pflaster,
wenn es zwölf schlägt, ist die Grafschaft
schon tot. Und an der Stirn der Nacht
siehst du die Locke
wenn ich so sagen könnte,
der Verzicht auf ein Wenn wöge schwer,
man tut sich nichts an. Dort, wo es
schmerzt, war einer tätig,
ein Könner, ein Ichso,
so sagen die Schotten
den Sachsen und: gute Nacht
als der Mensch, der heißet ein Bild der Gottheit.
le pauvre Blindling sah nichtmal
jetzt über die Au, verdattert von
Dornen, dem brennenden Busch,
Steinbrech dann im Bereich Tafel D.
Das auf dem Bauch liegende Doppel D.
In-door-Sinai. Heißenbüttel lockt schon
lange als Mannsbild ins Jenseits, den einen
Ärmel schön gebügelt und leer. Zwar.
Dortiges Geziefer trinkt den Saft
aus der Wolke, sie melken Gott,
wenn der nicht gerade ein einbeiniges
Bildnis meißelt, der Habilis zieht
die Fäden und so bleibt es dabei
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- J. H. Prynne
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- Christian Filips
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